Leistungsumfang und Lieferobjekte
Definition
«Leistungsumfang und Lieferobjekte» beschreiben den spezifischen Fokus und den Inhalt des Projekts. Es beschreibt die Ergebnisse, die Wirkung und den Nutzen des Projekts sowie die Arbeit, die nötig ist, um diese zu erzeugen. Deutlich ist auch zu beschreiben, was nicht im Projekt enthalten oder Teil des Projekts ist. Der Leistungsumfang beschreibt damit klar die Grenzen des Projekts.
Zweck
Die Kompetenz «Leistungsumfang und Lieferobjekte» versetzt den Einzelnen in die Lage, Einblicke in Inhalt und Umfang des Projekts sowie dessen Grenzen zu erhalten, den definierten Leistungsumfang zu steuern sowie zu verstehen, wie der Leistungsumfang Entscheidungen bezüglich des Managements und der Durchführung des Projekts beeinflusst (und davon beeinflusst wird).
Beschreibung
Der Leistungsumfang umfasst den Prozess des Verstehens, Definierens und Steuerns der spezifischen Projektinhalte. Der Leistungsumfang definiert alle Grenzen – oft von entscheidender Bedeutung – um zu verstehen und zu entscheiden, ob etwas Teil des Projekts ist oder nicht.
Der Leistungsumfang umfasst die Definition der Projektliefergegenstände, die Erstellung einer Struktur, die Inhalt und Umfang definiert (Projektstrukturplan) und, davon abgeleitet, die Definition von Arbeitspaketen.
Der Leistungsumfang umfasst auch die Entwicklung des Konfigurationsmanagements von Inhalt und Umfang, um die kontinuierliche Steuerung des Leistungsumfangs zu unterstützen und sicherzustellen. Die Überwachung und Steuerung der Konfiguration des Leistungsumfangs kann bei manchen Projekten das Risiko eines ungewollten Anstiegs des Leistungsumfangs (Scope Creeping) verhindern. Die meisten Projekte finden in einer dynamischen Umgebung statt und folglich wird auch der Leistungsumfang nicht statisch bleiben. Um den Fortbestand der Relevanz für die Stammorganisation sicherzustellen, wird der Leistungsumfang durch kontinuierliche Überwachung und Steuerung der Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen der (wichtigsten) Stakeholder aufrechterhalten.
Kompetenzindikatoren
Lieferobjekte definieren
Die Lieferobjekte des Projekts sind die materiellen und immateriellen Aktivposten (Erfolge, Dienstleistungen, Ergebnisse) des Projekts, mit denen der erwartete Einfluss und Nutzen realisiert wird. Des Weiteren sind die Lieferobjekte die messbaren Ergebnisse für die Beurteilung des Projektmanagementerfolgs.
Ein Lieferobjekt oder Arbeitsergebnis ist ein materielles oder immaterielles Objekt, das als Ergebnis des Projekts erzeugt wird und an einen (internen oder externen) Kunden geliefert werden soll. Die vorerwähnte Zielhierarchie wird hier weiter ausgebaut und vollendet. Die Lieferobjekte des Projekts und deren Unterpunkte werden im unteren Abschnitt der Hierarchie angesiedelt. In der grafischen Darstellung der Hierarchie werden Ziele und Arbeitsergebnisse verbunden, um Verbindungen und Zusammenhänge darzustellen.
Messgrössen
- Definiert die Lieferobjekte
- Kennt und erklärt den Unterschied zwischen Zielen und Lieferobjekten
- Ordnet die Ziele den dazu gehörenden Lieferobjekten zu
- Kennt und wendet die Zielhierarchie und ihren Zweck an
Leistungsumfang strukturieren
Die Strukturierung des Leistungsumfangs erfolgt durch systematische Aufteilung des gesamten Projektinhalts in Teilaufgaben und Arbeitselemente. Diese Projektstruktur bzw. der Projektstrukturplan enthält die komplette Aufgliederung des Projektinhalts. Oft wird der Projektstrukturplan grafisch in Form einer Baumstruktur mit einer überschaubaren Zahl von Unterebenen dargestellt, abhängig von der gewünschten Detailtiefe der Aufgabe oder des Arbeitselements. Verschiedene Prinzipien können für die Erstellung eines Projektstrukturplans angewendet werden. Ein Prinzip lautet, dass die Gesamtstruktur alle nötigen Unterprodukte enthält, die benötigt werden, um die Projektergebnisse vollständig zu erreichen, wie z.B. Analyse, Design, Entwicklung und Testen. Ein weiteres Prinzip für die Strukturierung des Leistungsumfangs kann die verschiedenen funktionalen oder physischen Strukturen der Projektergebnisse widerspiegeln.
Unabhängig vom Ansatz ist die Strukturierung des Leistungsumfangs des Projekts ein wertvoller Weg, um einen Überblick über den Projektinhalt zu erstellen. Die Strukturierung des Leistungsumfangs kann daher auch bei einem iterativen (z.B. agilen) Ansatz relevant sein, obwohl die Detailtiefe des Projektstrukturplans dann meist nicht so gross ist wie bei einem linearen oder sequenziellen Ansatz.
Messgrössen
- Kennt und erklärt den Zweck und Nutzen einer Struktur für den Leistungsumfang
- Kennt und wendet die Gliederungsprinzipien für das Erstellen des Projektstrukturplans (PSP) an
- Erklärt die Unterschiede zwischen verschiedenen Gliederungsprinzipien des PSP
- Erklärt die Merkmale der Projektgrenzen
- Argumentiert, warum und wann ein bestimmtes Vorgehensmodell (z.B. agiles Vorgehen) für das Projekt gewählt wurde
Arbeitspakete definieren
Das kleinste Element im Projektstrukturplan stellt ein Arbeitspaket mit exakt definierten Grenzen dar. Klare Grenzen sind das allgemeine Erfolgskriterium eines effektiven Projektstrukturplans (Work Breakdown Structure).
Die Definition eines Arbeitspakets enthält eine Beschreibung der durchzuführenden Arbeiten, der Arbeitsziele, der Kosten, des Ressourcenbedarfs und der Dauer. Wenn die Dauer, die Kosten und/oder der Ressourcenbedarf noch nicht geklärt sind, wird es als Planungspaket bezeichnet. Bei einem iterativen (z.B. agilen) Ansatz wird ein Arbeitspaket in einem Softwareentwicklungsprojekt typischerweise als User-Story bezeichnet. Für die Definition einer User-Story und eines Arbeitspakets können die gleichen oder andere Richtlinien gelten. Control Accounts sind Gruppen von Arbeitspaketen, die normalerweise für die Berichterstattung verwendet werden.
Messgrössen
- Definiert Arbeitspakete
- Erklärt den Zweck und den Nutzen gut definierter Arbeitspakete
- Nennt und erklärt Möglichkeiten, um ein Arbeitspaket zu definieren
Konfiguration des Leistungsumfangs erstellen und aufrechterhalten
Das Konfigurationsmanagement des Leistungsumfangs hilft Defizite, Fehler und schleichende Änderungen des Leistungsumfangs (Scope Creeping) zu minimieren. Das Konfigurationsmanagement des Leistungsumfangs soll sicherstellen, dass Inhalt und Umfang anhand der vereinbarten Bedürfnissen und Anforderungen der Stakeholder abgestimmt werden und dass alle Ressourcen, die dem Projekt zugewiesen sind, mit der gleichen Version des Produkts arbeiten.
Projekte arbeiten in einer dynamischen Umgebung, wobei Veränderungen auftreten, die erfasst und gesteuert werden müssen, anstatt sie als Hindernisse und Hemmnisse für den Projekterfolg anzusehen. Eine auf die Konfiguration des Leistungsumfangs ausgerichtete Denkweise ist charakteristisch für einen iterativen (z.B. agilen) Projektansatz und ist im Gegensatz zu plan- oder aufgabenorientierten Denkweisen wertorientiert. Das Konfigurationsmanagement des Leistungsumfangs ist meist ein kontinuierlicher Vorgang.
Messgrössen
- Managt die Konfiguration des Leistungsumfangs
- Definiert Rollen und weist diesen Verantwortlichkeiten für das Konfigurationsmanagement des Leistungsumfangs zu
- Stellt einen Zusammenhang zwischen der Konfiguration des Leistungsumfangs und dem Gesamtprojekt her (sequenziell oder iterativ)
- Vergleicht den Fortschritt und den Earned Value mit den Planungswerten